Diskussion mit mir selbst

Mein künstlerisches Zuhause ist das Klavier -  ein großes Haus, mit vielen Zimmern und einer langen Geschichte.
Ein paar Zimmer sind sehr streng eingerichtet,  altmodisch, dunkel und kalt.
Manche Räume sind hell, verspielt,
auch chaotisch, liebevoll, warm.

Das Malen ist das Erkerfenster mit Blick in den Garten.
Ein Garten voller Grün in unendlichen Facetten, voller Unkraut und Wildwuchs und phantastischen Überraschungen.

Wenn ich ein Stück auf dem Klavier vorspiele, muss ich alles richtig machen.
Ich darf mich nicht verspielen, ich darf keine falschen Töne spielen,  ich darf keine Fehler machen.
Die Grenze zwischen Falsch und Richtig ist gnadenlos und unverhandelbar.
Niemand macht jemals alles richtig.
Alle machen Fehler - und dürfen es doch auf gar keinen Fall.

Aber was ist, wenn ich male?
Ich kann die Grenze zwischen Falsch und Richtig wegschieben.
Das Bild ist nicht gut oder schlecht. 
Es ist einfach da.
Ich bin in Ruhe und Frieden mit dem Bild.
Es muss dir nicht gefallen.
Es will eine Weile mit mir leben, gesehen werden, vielleicht will es sich weiterentwickeln.

Ich finde  es schön, das Malen.
Einfach so.